top of page

Neuropathische Osteoarthropathie/ Charcotarthropathie

 

Ursachen:

Die neuropathische Osteoarthropathie ist auch bekannt als Charcotarthropathie und wird durch eine periphere Polyneuropathie verursacht. Die Polyneuropathie wird häufig durch einen Diabetes mellitus, chronischen Alkoholabusus oder durch neurotoxische Infektionen ausgelöst. Am meisten sind der Fuß und das Sprunggelenk betroffen. Bedingt durch eine neuropathische Fehlverschaltung der peripheren Nerven kommt es zu einem Knochenabbau und Entzündungen.

Histologisch treten eine Inflammation, Arthrosen, Frakturen und Knochenheilungsstörungen (Pseudarthrosen) parallel auf. Die Folge ist eine knöcherne Destruktion und Deformierung des Fuß- und Sprunggelenksskeletts. Hierdurch entstehen Druckgeschwüre (Ulcera) am Fuß. Man spricht auch vom diabetischen Fußsyndrom. Offene Stellen finden sich an der Fußsohle. Ist der Mittelfuß betroffen, spricht man bei vollständigem Kollaps des Fußgewölbes von einer „Rocker-Bottom“ Deformität.

 

Klassifikation:

Bei der Klassifikation nach Sanders-Frykberg wird die neuropathische Osteoarthropathie

nach der betroffenen Lokalisation am Fuß eingeteilt.

 

  • Typ 1: Zehengelenke, Mittelfußknochen (10-30%)

  • Typ 2:  Tarsometatarsalgelenke (Mittelfußgelenke) (15-48%)

  • Typ3:   Übergang Mittelfuß/Rückfuß: Navikulocuneiforme Gelenke, Talonavikulargelenk, Kalkaneokuboidalgelenk (32%)

  • Typ4:   Sprunggelenk (10%)

  • Typ5:   Kalkaneus (2%)

 

 

Eine gängige Einteilung ist die Eichenholtz Klassifikation aus dem Jahre 1966. Hier finden der

Grad der Entzündung und der Knochendestruktion sowie Regeneration Berücksichtigung.

 

  • Stadium I: Überwärmung, Rötung, Schwellung des betroffenen Fußes

  • Stadium II: Abbau der Knochensubstanz, Osteolyse, Gelenkdestruktion, Luxationen

  • Stadium III: Weichteilödem, Hautrötung und Überwärmung rückläufig, Remineralisierung

 

Eichenholtz SN: Charcot Joints.Springfield, IL, USA: Charles C. Thomas; 1966

Bild: Beispiel Charcotarthropathie, Sanders Typ3, Eichenholtz Stadium II

​

Eine MRT basierte Klassifikation erfolgte 2014 durch Ernst Chantelau:
 

  • Schweregrad 0:   ohne kortikale Frakturen

  • Schweregrad I: Vorhandensein von kortikalen Frakturen

  • Stadium I: inaktiv, Fehlen von Knochenentzündungen

  • Stadium A:  aktiv, Vorhandensein von Knochenentzündungen

 

Chantelau EA et al. Ist he Eichenholtz classification still valid fort he diabetic Charcot foot? Swiss med Wkly. 2014; 144:w13948

 

Krankheitsbild:

Leider nehmen die betroffenen Patienten aufgrund der Polyneuropathie mit fehlender Schmerzwahrnehmung die Symptome häufig verspätet wahr. Hierzu zählen:

 

  • Überwärmung und Schwellung des Fußes

  • Rötung

  • Störung der Tiefensensibilität

  • Verminderte Reflexe

  • Fußdeformitäten (Krallenzehen, Plattfuß, Hohlfuß)

  • plantares Ulkus

  • Durchblutungsstörungen (pAVK)

 

Diagnostik:

  • Klinische Untersuchung

  • Belastete Röntgenaufnahmen von Fuß und Sprunggelenk

  • MRT

  • DVT

  • Szintigraphie

  • CT

  • histologische Untersuchungen

 

Therapie:

  • Konservative Therapie:

  • Entlastung des Fußes im akuten Stadium im zirkulären Gips (Total Contact Cast, TCC)

  • Achillessehnenverlängerung minimal invasiv zur Entlastung der Druckeinwirkung am Fuß

  • Hilfsmittel: Walker, Zweischalenorthesen

  • wöchentliche Kontrollen

  • Medikamente (Calcitonin, Biphosphonate, humane monoklonale Antikörper) (bisher keine Evidenz)

  • Im inaktiven Stadium:

  • Anpassung von orthopädischen Maßschuhen mit diabetesadaptierter Fußbettung zum

  • Schutz vor Druckläsionen.

Bild: Zweischalenorthese

Bild: Total Contact Cast

Operative Therapie:

 

  • Minimalinvasive Korrektur von Krallenzehen

  • Abtragung von knöchernen Prominenzen, wenn das Fußskelett stabil ist und die knöcherne Deformierung Ursache von Ulcerationen ist. Die Abtragung der Verknöcherungen kann minimalinvasiv durchgeführt werden.

  • Bei Instabilitäten der Fußgelenke, die zu schmerzhaften Deformitäten und Ulcerationen führen, erfolgen Korrekturarthrodesen (Versteifungen von einzelnen Gelenken).

  • Chirurgische Wundversorgung und Deckung von Ulcerationen evtl. durch   Hautverschiebelappen.

bottom of page